#digitalenordoberpfalz
Dominic Roper wollte es IT-technisch schon immer wissen: Als Zehnjähriger brachte er sich mithilfe eins Buches aus der Stadtbücherei HTML-Programmieren bei, mit elf stand die erste Homepage. Später ließ er sich ausrangierte PCs schenken, zerlegte sie und verkaufte als Jugendlicher die Einzelteile auf ebay. Da wäre alles andere als eine voll durch digitalisierte Firma eine große Überraschung – auch, wenn es ursprünglich einmal nur um Schachteln ging.
Was ist bei uns eigentlich nicht digital? Da muss Dominic Roper, Gründer und Geschäftsführer der Flossenbürger Verpackung Roper GmbH & Co. KG, schon ein bisschen überlegen, denn natürlich läuft sein Geschäft nicht nur vertriebsseitig quasi ausschließlich online über den eigenen Shop und die Anbindung an diverse Marktplätze ab. Soweit fortgeschritten ist die technische Integration mit manchem DAX-Großkunden inzwischen, dass die Roper-Produkte in deren ERP-Systemen sichtbar sind. Das war freilich nicht immer so, und in der Umstellungsphase in den Jahren 2015 und 2016 mussten einige Kunden schon etwas mühsam davon überzeugt werden, nicht mehr per Fax oder Telefon zu bestellen.
Das gibt es auch heute noch – sehr vereinzelt. „Wenn das Rentnerehepärchen einen Schuhladen betreibt und mit unserem Shop nicht klarkommt, dann gehen wir das auch gerne gemeinsam telefonisch durch“, sagt der 39-Jährige. Denn auch darum gehe es: Eine langjährige Kundenbeziehung aufzubauen und zu pflegen. In einer sich schnell verändernden Handelswelt – Schuhe oder Mode werden inzwischen zu einem großen Anteil über virtuelle Marktplätze vertrieben, die einzelnen Händlern oft schon die fertigen Liefer- und Rechnungspapiere übermitteln – braucht es immer noch analoges Verpackungsmaterial. Und dann ist die Verpackung Roper GmbH & Co. KG zur Stelle.
Volatilen Markt mit Komplettangeboten bewältigen
Dabei wächst aber das Verpackungsvolumen entgegen dem gefühlten Trend derzeit nicht mehr: Nach dem Corona-Hoch hat Roper sich daher auf einen starken Einbruch vorbereitet. „Das hat dazu geführt, dass wir eine ganze Reihe neuer Geschäftsfelder erschlossen haben, bis hin zur Komplettausstattung für E-Commerce-Neulinge. „2020 haben wir zum ersten Mal in Berlin einen leeren Raum für einen Strickwarenanbieter vollständig ausgestattet: angefangen von der Frage, wo die WLAN-Dosen hin sollen bis zur Planung der Regale und Transportwege und der Ausstattung mit Netzwerk- und WLAN-Verteilern sowie Packtischen mit PC und Drucker“, erinnert sich Roper.
Auch bei solchen Projekten laufe alles digital ab: „Wir waren nur einmal zu zweit von Sonntag bis Donnerstag in Berlin, zur Endmontage. Die IT wurde bei uns in Flossenbürg vormontiert und installiert, aus PDF-Plänen der Räumlichkeiten vor Ort haben wir 3d-Visualisierungen der Regale erstellt, das ist wichtig, damit nicht am Ende doch ein Heizungsrohr im Weg ist“, so Roper. All das klingt banaler als es ist, denn Arbeitsschutzvorschriften sorgen beispielsweise dafür, dass genaue Mindestbreiten für Durchgänge eingehalten müssen und derlei Dinge mehr.
Ohne Lager mit 60.000 Artikeln
Das gesamtwirtschaftlich schwierige Marktumfeld sorgte auch dafür, dass Roper sein eigenes Lager aufgegeben hat und nicht nur seine Lieferanten direkt an die Kunden liefern lässt, sondern auch die Logistik fremdvergeben hat. All das wiederum funktioniert freilich nur aufgrund perfekt integrierter Systeme. „Wir haben inzwischen mehr als 60.000 Artikel – von der Verpackungsmaschine bis zur Handseife“, so Roper, „und das letzte größere IT-Projekt war die Anbindung an die Conrad-Schnittstelle OCI.“
Unterstützt wurde der dabei vom Altenstädter Spezialisten Speed4Trade und gefördert durch den Digitalbonus. Auch das DMS der Firma enthalte inzwischen sämtliche Dokumente, was wiederum analoges unnötig macht, alle Papierbelege werden gescannt und vernichtet. „Deshalb ist es zum Beispiel kein Problem, dass unser Buchhalter in Regensburg sitzt“, so Roper.
KI spiele in diesem IT-Kosmos derzeit noch keine Rolle, man brauche schließlich nicht gleich eine eigene KI-Schnittstelle zu bauen, wenn der ERP-Hersteller dies womöglich in einem Jahr ohnehin serienmäßig ausliefere, so Roper. Text und Bild zu Marketingzwecken lässt er freilich schon die KI generieren, Nutzung auf „copy- und paste-Niveau“ sei das. Unternehmerinnen und Unternehmern, die stärker in die Digitalisierung einsteigen wollen, rät er indes, einfach selbst auszuprobieren, womit sie zurechtkämen und womit nicht und sich mit anderen auszutauschen. Seine Erfahrung: „Nur so bleibt man auch dabei, und die Projekte verlaufen nicht im Sand.“
Verpackung Roper GmbH & Co. KG
Die Verpackung Roper GmbH & Co. KG wurde 2009 in Liebenstein im Landkreis Tirschenreuth als Einzelunternehmen vom gelernten Mechatroniker Dominic Roper gegründet und sitzt inzwischen in Flossenbürg. Zunächst verkaufte Roper ausschließlich Restbestände des Liebensteiner Kartonagenwerks. Zügig wuchs das Sortiment des B2B-Lieferanten auf mittlerweile 60.000 Artikel, längst nicht mehr nur Verpackungsmaterialien. Zwei Drittel der Kunden sind Versandhändler, das restliche Drittel Industrieunternehmen. Roper beschäftigt aktuell neun Mitarbeitende.